Donnerstag, 29. Juni 2006

Eigentlich hat es nur geregnet.

Es gießt wie aus Eimern, und Papa wird auf jeden Fall jubeln. Die Unmengen von Wasser, die sich da aus dem Himmel stürzen, werden nicht nur die selber ausgedachte Schwimmer-hoch-Klappe-in-der-Dachrinne-zu-Konstruktion in unserm Gärtlein erneut als technische Meisterleistung dastehen lassen. Auch die große und seit Jahren überzählige Mülltonne unter der anderen Dachrinne dürfte inzwischen bis untern Rand gefüllt sein. Wer weiß, wahrscheinlich sind sogar schon die Mörtelwanne, die zwei Gießkannen und der Stapel leerer Farbeimer im Hof voll mit dem kostbaren Nass. "Des is des beste Wasser. Und des kost´ ja alles a Geld", würde Papa jetzt wieder sagen und eine kurze, aber ganz und gar von Herzen kommende Verwünschung an "die Schweine, die Betrüger" hinterherschicken, und recht hat er ja, wo er doch "über vierzich Jahr´" lang eingezahlt halt und sich kaputt gemacht hat.

Irgendwo im letzten Nest am Schwarzen Meer hat er erfahren, dass er nochmal Vater geworden ist. Da war das Kind schon zwei Tage geboren, aber schneller gingen die Nachrichten nicht damals, und gewusst hat er´s ohnehin schon. Die Frau von seinem türkischen Arbeitskollegen hat ihm das aus der Hand gelesen. Und wohl noch so manches mehr, über das er auch heute noch nicht sprechen mag. Stolz ist er immer gewesen auf das, was er getan hat, sehr stolz, auch auf das Land, das irgendwann auf den Gedanken gekommen war, es könnte anderen Ländern eine Papierfabrik hinstellen, einen Hochofen oder ein Kraftwerk. Dass das Land damals nicht weiter gedacht hat und seine gut gemeinten Wohltaten nicht immer auch solche waren, darüber hat er sich glaube ich weniger Gedanken gemacht. Aber seine Koffer gepackt, immer wieder, das hat er.

Das beigefarbene Telefon auf dem Sideboard im Esszimmer hatte damals noch viele Jahre lang eine Wählscheibe, und oft hat er seine Koffer so weit weg erst wieder ausgepackt, dass man kaum verstehen verstehen konnte, was Papa sagte. Aber seine Stimme war die, die wir kannten. Und wenn es in dem Fleckchen Urwald oder an dem Fluss, von dem wir nur ahnen konnten, dass das sehr sehr weit weg von unserem Haus sein musste, kein Telefon gab, dann kamen eben Briefe mit sehr bunten Briefmarken, auf sehr dünnem Papier. Und die ebenmäßigen, fast schon gedruckt wirkenden Zeilen, in denen er uns von dicken Schlangen und riesigen, springenden Spinnen in seinem Bungalow schrieb, vor denen sein Koch erst einmal davongelaufen war, diese Zeilen waren ebenfalls die, die wir kannten. Auch wenn wir noch nicht mal richtig lesen konnten, genügte uns doch dieses Bild für ein bisschen Nähe.

Dass er am Heiligen Abend zusammen mit anderen Männern, die auch alle Väter waren, heulend vor Heimweh und Sehnsucht um einen gegrillten Wasserbüffel saß, den die Wachen am selben Morgen mit einer Salve aus der MP ins Jenseits befördert hatten, das hat er erst lange später erzählt. Und auch von dem Krankenhaus, Hunderte von Kilometern östlich von Moskau, in dem auf den Fluren die Pisse stand und stank, in dem sie ihm, dem Deutschen, das beste Zimmer gegeben hatten und sich mit einer Wärme und Fürsorge um seine gebrochenen Rippen und seine gequetschte Schulter gekümmert haben, die er später "nie mehr wieder" erlebt hat, auch davon hat er erst wirklich erzählt, als wir verstehen konnten, was es bedeutet, zur Brotzeit den Vodka aus Wassergläsern zu trinken.

Manchmal durften wir mit und uns ansehen, was er da eigentlich so machte. Dann gingen die Reisen nicht so weit und für uns war das mehr ein Urlaub als ein Besuch an Papas Arbeitsplatz. Da gab es zum Beispiel dieses kleine Hotel in der Toskana. Viele, sehr viele Kurven musste man da erst einmal bergauf fahren, und dass man gar nicht so weit weg war von der Raffinerie in Piombino, das merkte man dort oben nur an der Gasflamme in der Ferne, die man nachts von der Terrasse aus sehen konnte und an dem Teer, den uns Mama, wenn wir vom Strand zurückkamen, mit ein bisschen Waschbenzin und etwas Klopapier von den Füßen putzte. Und fast jeden Abend, wenn Papa heimkam, rief die Nonna und Chefin des Hauses lautstark "Giovanni, Giovanni", fing ihn auf der Treppe ab, packte ihn am Arm und zog ihn erst erst einmal in die Küche. Auch nach Monaten war jeder Versuch, diesem Mann wenigstens die italienische Speisekarte beizubringen, ganz offensichtlich wirkungslos geblieben. Und vielleicht hatte diese alte Frau den Tedesco, seine Frau und seine beiden kleinen Kinder gerade deswegen so sehr ins Herz geschlossen, ich weiß es nicht.

Der Regen draußen hat aufgehört. Vor dem renovierten Jugendklub lärmen die Kinder wieder und springen durch die matschbraunen Pfützen auf dem kleinen, frisch angelegten Fußballplatz. Vielleicht gehen ja jetzt doch noch ein paar von den Grassamen auf, die die Arbeiter da vor Tagen gesät haben. Des is des beste Wasser.

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Die Frage nach dem Sein.

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Bist äigschloufm oda...
Bist äigschloufm oda wos? Iwarawal homa in easchdn...
fuxbeck - 1. Jun, 18:33
Nur zu. Immer her mit...
Nur zu. Immer her mit den Kommentaren - selbst wenns...
rationalstürmer - 2. Mär, 21:43
Das mit der Glaubwürdigkeit...
Das mit der Glaubwürdigkeit ist ja eh so eine Sache....
rationalstürmer - 2. Mär, 21:41
Ich hab einen Magen-Darm-Dings,...
Ich hab einen Magen-Darm-Dings, da ist mir ein bisserl...
rationalstürmer - 2. Mär, 21:38
Hahaha, Herr Passenger...
Hahaha, Herr Passenger ... das mit den eigenen Überzeugungen...
rationalstürmer - 2. Mär, 21:36
ja du lieber mein vater
In meiner Erregung sehe ich mich veranlasst, hier -...
Pecas - 2. Mär, 20:47
Das Interview interschien...
Das Interview interschien ja wohl zeitgleich mit der...
stilhäschen - 2. Mär, 20:12
Ach, jetzt bist du plötzlich...
Ach, jetzt bist du plötzlich wieder hier. Da kennt...
St. Burnster - 2. Mär, 20:00
Triebtäter
Forcierte Penisverlängerung (pro Demagogen-Verfassungsdisse rtations-Plagiatseite...
Pecas - 2. Mär, 07:36
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Fellow Passenger - 2. Mär, 01:48

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Dass ich nicht lache.

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Zuletzt aktualisiert: 1. Jun, 18:33

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