Dead man talking
Da hockst du und wartest, während um dich herum eine Welt mit endzeitlichem Getöse in Schutt und Asche versinkt und die Schwerstverletzten, im Wundschock schon gar nicht mehr merkend, dass sie auf ihre eigenen Eingeweide treten, um dich herum torkeln, nur die wenigsten von ihnen in die Arme rettend kundiger Sanitäter und Notärzte stolpernd.
Dass du selbst Teil dieser grauenhaften Szenerie bist, bemerkst du nicht, so sehr bist du mit warten beschäftigt. Jemand spricht dich an, packt dich unsanft an den Schultern und schüttelt dich. Dein Name? Den weißt du nicht mehr. Wie du auch dein Alter nicht mehr weißt oder deine Adresse. Du denkst an einen vertrauten Namen, weißt aber, dass es nicht deiner ist. Du sagst nichts. Resignierenden Blickes geht dieser Jemand weiter, nachdem er vielleicht vier-, fünfmal mit der ganzen Anteilnahme desjenigen, der helfen will, versucht hat, auch nur ein einziges Wort aus dir herauszubringen, vergebens.
Dabei geht es dir gut. Wären da nicht all der Staub auf deinen Kleidern und deine blutenden Hände - man würde nicht glauben, dass du dabei gewesen bist, als es geschah. Du registrierst, was da um dich herum passiert, aber jetzt ist dir das nicht wichtig. Du zeichnest es nur auf, für später. Jetzt, jetzt hast du erst einmal zu warten. Immer wieder siehst du hin, kneifst die Augen zusammen, um deinen Blick zu schärfen, und hast nichts anderes zu tun als zu warten.
Irgendwann, du weißt nicht mehr, wie viele Stunden vergangen sein mögen, beginnt es zu regnen. Du fängst an, dich zu erinnern, wie das vorher war - Regen - und auf eine seltsame Weise bringst du die Erinnerung nicht in Einklang mit diesem Regen. Schwer fällt es auf dich herab, und es fühlt sich warm an. Du blickst auf deine Finger und siehst, wie sich dein Blut und der Regen mischen. Hübsch, denkst du dir, das sieht hübsch aus. Als ein Tropfen von deiner Nasenspitze auf deine Lippen gelangt, fällt dir auf, wie salzig er schmeckt.
Du siehst auf und blickst auf einmal in ihre Augen, gerötet vom Weinen. Die ganze Zeit, während du auf sie wartetest, hattest du in ihren Armen gelegen, ihr tränennasses Gesicht über deines gebeugt, und du hast nichts davon gespürt. Du sprichst sie an, willst sie trösten, aber sie hört dich nicht, keines deiner Worte. Du wendest deine eigenen Augen hinunter auf deine Brust und siehst das Loch, das sich wohl ziemlich genau an der Stelle befinden muss, wo einmal dein Herz war. Da weißt du, dass du nicht mehr warten musst. Du lässt einfach ihre Hand auf deiner zerfetzten Brust ruhen.
Dass du selbst Teil dieser grauenhaften Szenerie bist, bemerkst du nicht, so sehr bist du mit warten beschäftigt. Jemand spricht dich an, packt dich unsanft an den Schultern und schüttelt dich. Dein Name? Den weißt du nicht mehr. Wie du auch dein Alter nicht mehr weißt oder deine Adresse. Du denkst an einen vertrauten Namen, weißt aber, dass es nicht deiner ist. Du sagst nichts. Resignierenden Blickes geht dieser Jemand weiter, nachdem er vielleicht vier-, fünfmal mit der ganzen Anteilnahme desjenigen, der helfen will, versucht hat, auch nur ein einziges Wort aus dir herauszubringen, vergebens.
Dabei geht es dir gut. Wären da nicht all der Staub auf deinen Kleidern und deine blutenden Hände - man würde nicht glauben, dass du dabei gewesen bist, als es geschah. Du registrierst, was da um dich herum passiert, aber jetzt ist dir das nicht wichtig. Du zeichnest es nur auf, für später. Jetzt, jetzt hast du erst einmal zu warten. Immer wieder siehst du hin, kneifst die Augen zusammen, um deinen Blick zu schärfen, und hast nichts anderes zu tun als zu warten.
Irgendwann, du weißt nicht mehr, wie viele Stunden vergangen sein mögen, beginnt es zu regnen. Du fängst an, dich zu erinnern, wie das vorher war - Regen - und auf eine seltsame Weise bringst du die Erinnerung nicht in Einklang mit diesem Regen. Schwer fällt es auf dich herab, und es fühlt sich warm an. Du blickst auf deine Finger und siehst, wie sich dein Blut und der Regen mischen. Hübsch, denkst du dir, das sieht hübsch aus. Als ein Tropfen von deiner Nasenspitze auf deine Lippen gelangt, fällt dir auf, wie salzig er schmeckt.
Du siehst auf und blickst auf einmal in ihre Augen, gerötet vom Weinen. Die ganze Zeit, während du auf sie wartetest, hattest du in ihren Armen gelegen, ihr tränennasses Gesicht über deines gebeugt, und du hast nichts davon gespürt. Du sprichst sie an, willst sie trösten, aber sie hört dich nicht, keines deiner Worte. Du wendest deine eigenen Augen hinunter auf deine Brust und siehst das Loch, das sich wohl ziemlich genau an der Stelle befinden muss, wo einmal dein Herz war. Da weißt du, dass du nicht mehr warten musst. Du lässt einfach ihre Hand auf deiner zerfetzten Brust ruhen.
rationalstürmer - 15. Okt, 23:38