Donnerstag, 9. November 2006

Hamburg hat komische Hubschrauber. Eine Lesungs-Nachlese, einigermaßen dokumentarisch. Teil II

Hamburg-ist-schoen
Hamburg ist vor allem eines: Schön. Und einmal ehrlich, wo sonst fließt ein ganzer Fluss nicht nur extra mitten in die Stadt, sondern hat am anderen Ende praktischerweise auch gleich ein Meer hängen, nur weil die Bewohner zwar unbedingt eine Hafenstadt basteln wollten, bei der Gründung aber zu doof waren, ihr Städtel gleich an die Küste zu setzen?

In diesem Abschnitt meiner Hamburger Lesungs-Nachlese werde ich zeigen, wie - quasi im Handumdrehen - all meine Vorurteile vor dem Norden und den Nordensern zerstreut wurden. Während ich im ersten Teil noch voller dunkler Vorahnungen mein Heil darin suchte, die Hansestadt vor allem auf Grund ihrer (zwar nicht wegdiskutierbaren, aber letztlich doch ohne größere Schäden an Leib und Leber zu überstehenden) mangelhaften Versorgung mit richtigem Bier madig zu machen, wird man jetzt sehen, wie mich Hamburg und seine Menschen wie im Sturm erobert haben.

Ich möchte mich dennoch jetzt schon aufrichtig und wirklich in aller Form dafür entschuldigen, dass das Ganze wohl kaum die üblichen Tiraden und Tiefschläge enthält, die man von mir gewohnt ist. Andererseits wird jede Leserin und jeder Leser mir nachsehen können, dass ich mir selber ein sauberes Ei lege, wenn ich nicht langsam die Kurve kriege und mal mit der großen Honigquaste um all die Mäuler da draußen pinsle. Ich verspreche auch, dass ich künftig wieder gemein sein will, ehrlich. Heute war auch gar nicht mal so schlecht, was das angeht, wie man beispielsweise hier sehen kann.

Wie bereits erwähnt, Hamburg und ganz besonders seine Menschen haben mich ganz für sich eingenommen. Zum Leben wäre das natürlich kein Ort für mich, weil da wär´ ich wahrscheinlich bereits nach einem halben Jahr schon allerhöchstens noch ein Rationalwindchen, so wahnsinnig freundlich, nett und herzlich, wie es dort zugeht. Neinnein, ich brauche mein düsteres Franken- und Bayernland, wo man seinen Mitmenschen noch ohne viel Aufhebens einfach einen bunten Strauß Beleidigungen darreichen oder ihnen ganz lässig im Vorbeigehen ein gscheits Trumm Schelln aufs Maul hauen kann.

So war ich - ich kann es nicht anders sagen - tatsächlich völlig überwältigt von der Gastfreundschaft, mit der mich die hochverehrte und schlicht und ergreifend saunette Bittersüße selbst dann noch bei sich aufgenommen hat, als die ursprünglich für mein Unterkommen gedachte Wohnung plötzlich von der eigentlichen Eigentümerin belegt war. Bei uns daheim hätt man ja bei sowas den Besuch eben einfach wieder abgesagt. Nicht so im Hause Bittersweet Choc. Da wird nämlich beim Nachbarn eine Matratze besorgt und dann schläft die Hausherrin im Wohnzimmer aufm Boden, nur damit der Herr Rationalstürmer in den Genuss einer angenehmen Schlafstatt kommt.

Und das, liebe Leserschaft, ist ja erst der Anfang. Nicht nur, dass mich meine wunderbare Gastgeberin mit Kaffee versorgt, ebenso wohlschmeckende wie - nach der langen Reise - kräftigende Suppe gekocht, mich zur Lesung kutschiert, mein Lampenfieber gemindert und mich nach der Veranstaltungen auch noch stundenlang durch die Schönheiten des nächtlichen Hamburg chauffiert hat, ganz zu schweigen von der Stadtrundfahrt am Sonntagnachmittag, nein, ich durfte sogar in ihrer Küche rauchen! Das mag Ihnen jetzt als nichts besonderes erscheinen, aber ich kann Ihnen verraten, dass ich mich ein wenig gefühlt habe wie Helmut Schmidt, wenn er beim Interview im us-amerikanischen Fernsehen eine nach der anderen quarzt. Und auch das ist längst nicht alles, steht doch da kein Ton von der Herzlichkeit und dem Wohlfühlfaktor, den ich dort vorgefunden habe. Für alles das gibt es nur ein einziges Wort: Danke! Tausendmal. Man verzeihe mir, wenn ich nicht alles aufzählen kann.

Soviel in aller Kürze zu den Umständen meines Aufenthaltes. Nicht viel anders war es bei der Lesung. frl.fuchs und ihre Kolleginen von Huber & Söhne haben einfach einen ganz feinen Job gemacht bei der Organisation der Lesung. Es hat zwar auf dem Weg dorthin gepisst wie Sau, so dass meine wirklich mühsam auf Volumen getrimmte Frisur binnen kürzester Zeit in sich zusammengefallen ist und ich fertiger ausgesehen haben muss, als Fidel Castro auch nach fünf Stunden reden nicht aussah, aber dafür konnten die Damen ja nichts. Was ich im Haus73 vorgefunden habe, das war jedenfalls ein höchst nettes Örtchen, eine funktionierende Backstage-Area (was ich saucool fand) und so viel Umsonstbier, dass ich mich fast ein bisschen geärgert habe, mein gutes Leupser dorthin zu schleifen. Aber was macht man nicht alles, um diesem Banausenvolk wenigstens mal zu zeigen, wie eine richtige Bierflasche aussieht.

Fortsetzung folgt...

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neo-bazi - 9. Nov, 09:32

Entschuldigung, aber das mit dem Bier hab ich irgendwo schon etwas anders gelesen. Wo war das nur?

Aber wie gesagt, nix für ungut! ;-)

rationalstürmer - 9. Nov, 09:40

Ja, wo war das nur? Ich hab fei aufrichtig keine Ahnung.
Und freilich, nix für ungut ;-)
inFemme - 9. Nov, 11:24

lobgehuldigt.

bei aller liebe! die nettigkeitstiraden waren ja kaum auszuhalten, der herr. deshalb danke, dass sie durch den hinweis auf den erich-fried-verschnitt-verriss mein weltbild nicht ganz haben zusammenstürzen lassen.
mein wunsch: beim nächsten mal bitte wieder mit fröhlichem hass-schrot statt mit honig schiessen.

rationalstürmer - 10. Nov, 07:28

Keine Sorge. Dieses Nettigkeitszeug tritt bei mir immer nur kolikartig auf. Bisschen noch die Zähne zusammenbeißen, es haben noch nicht alle ihr Honigtöpfchen bekommen. Aber dann is auch wieder gut.
bittersweet choc - 9. Nov, 21:43

lieber herr rationalstürmer,

ich habe auch nie verstanden, warum hamburg nicht direkt ans meer gebaut wurde. das wäre heute mindestens ein nördliches barcelona oder gar kapstadt.

gegen die windchen-theorie hätte ich eine menge einzuwenden, aber das führt jetzt zu weit.

so viele freundliche worte über mich. ich bin hingerissen. was sollen die leute denken und - was soll ich dazu sagen? aber es stimmt - genauso war es ;)

ich gebe das kompliment sehr gern zurück: selten hatte ich einen angenehmeren gast. du bist jederzeit herzlich willkommen. peter leiht uns bestimmt noch einmal gern seine matratze (nur nicht während des tatorts).

rationalstürmer - 10. Nov, 07:59

Das mit Barcelona wage ich jetzt mal - trotz aller neuentdeckten Hamburgsympathie - zu bezweifeln. Dazu pisst es bei euch viel zu oft. Also dann vielleicht doch eher Kapstadt? Zu blöd, dass ich das nicht kenne.

Was die freundlichen Worte angeht, das ist schon recht so. Die Leute denken doch ohnehin, was sie wollen. Manche zumindest.

Und wenn Peterchen die Alte beim nächsten Mal immer noch nicht im Schlafzimmer hat (oder wenigstens aufm Küchenfußboden), dann hat ers meiner Ansicht nach auch nicht verdient, während des Tatorts über seine Matratze zu verfügen.
bittersweet choc - 10. Nov, 18:34

neinnein, das stimmt nicht mehr mit dem regen. wir haben durch die klimaglobalisierung dürrejahre.

peter hat "gescored", hat er mir jedenfalls erzählt. gesehen und gehört habe ich von der dame jedoch noch nichts. ich werde weiter beobachten...

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rationalstürmer - 2. Mär, 21:38
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Pecas - 2. Mär, 20:47
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