Spielerpsych(os)en

Samstag, 29. Juli 2006

Waterloo Sunset

Wären nicht die Humoralpathologie und die Temperamentelehre außer von den auf ewig durchgeknallten Waldorflehrern schon längst von jedem, der auch nur einigermaßen bei klarem Verstand ist, zum Teufel geworfen worden, ich würde mich ganz klar zu den Sanguinikern zählen. Zwar werden derlei heiteren, lebhaften und durch und durch optimistischen Menschen auch - völlig ungerechtfertigterweise - negative Eigenschaften wie Oberflächlichkeit und ein Hang zu Exzessen attribuiert, aber dabei handelt es sich doch um nichts weniger als die platte und neidische Sophisterei irgendwelcher pappnasiger Zukurzgekommener, die sich an nichts und niemand freuen können und vor lauter Defätismus nicht mehr ein und aus wissen.

Im Grunde genommen finde ich mich einszueins in den Worten der heiligen Hildegard von Bingen wieder, welche den sanguinischen Mann folgendermaßen (und selbstverständlich absolut zutreffend) beschreibt:

... Männer haben warmes Gehirn und anmuthige Gesichtsfarbe, weiss und roth gemischt, und fette Adern voll Blut und dickes Blut von rechter rother Farbe. Sie besitzen heitere Säfte, die durch bittere Traurigkeit nicht bedrückt werden und vor denen die bittere Melancholie sich flüchtet … Mit Frauen vermögen sie ehrbaren und fruchtbaren Umgang zu haben und blicken sie mit schönen, reinen Augen an; denn während die Augen der anderen (der Choleriker) wie Pfeile sind, machen ihre Augen ihnen eine ehrbare Musik, und während das Gehör der anderen wie heftiger Wind ist, hat ihr Gehör gleichsam den Klang der Laute …

Nun bin ich ja ein zutiefst verstandesgetriebener Mensch, der jedwede Art von Heilpraktiker-Hokuspokus, Wünschelruten-Idiotie und sonstwelchem Schwachsinn in das traurige und ereignislose Reich ungefickter Zahnärzte- und Architektengattinen verweist, die mit dem Geld ihrer Männer nichts weiter anzufangen wissen, als es in den Volkshochschulkursen taugenichtsiger Hobbyschamanen oder Stuhlverhaltungs-Seminaren in der Toskana zu verprassen. Gleichwohl bin ich Pragmatiker genug, um eben doch hin und wieder, und sei es nur zum Zwecke der Kurzweil, einen Blick auf all dies unnütze Wissen schlechter Frauenzeitschriften zu werfen, es könnte sich ja für irgendwas und irgendwann einmal lohnen.

Und tatsächlich: Da habe ich vor einiger Zeit einmal so ganz nebenbei überflogen, dass meinem Sternzeichen Jungfrau in der mittelalterlichen Weiterentwicklung der Viersäftelehre doch allen Ernstes eine Mitgliedschaft bei den Cholerikern nachgesagt wird. Ich habe das damals als das unqualifizierte Gewäsch einer zur recht ausgestorbenen Bande von Aderlassern angesehen, bis ich gestern Abend im Zuge meiner immer selteneren Zuhörungen der immer unerträglicher werdenden Radiosendungen auf Bayern Drei von Def Leppard belästigt wurde.

Es mag böse und gemein sein, auf etwas herumzutreten, das ohnehin schon am Boden liegt, aber angesichts der schieren Blasphemie, welche diese zutiefst kaputten sogenannten Musiker begangen haben, indem sie Waterloo Sunset von den Kinks coverten, kann ich nicht anders, als mich dieses eine Mal und mit dem Brustton der Überzeugung als Choleriker zu outen. Meine Wut ging so weit, dass ich dem Schlagzeuger von Def Leppard - voll von heiligem Zorn und mit aller Inbrunst - gewünscht habe, man möge ihm auch noch den zweiten Arm abschneiden. Und das war noch die blasseste Blume in dem bunten Strauß der Verfluchungen, die auszustoßen ich mich vor dem Hintergrund einer solchen Sauerei genötigt fand.

Aber kein Grund zur Beunruhigung. Mittlerweile hat meine Aufregung sich gelegt und ich gebe mich seit Stunden in herrlichster Verzückung den Originalklängen von Ray Davies und seinen Mannen hin. Wunderbar.

Dienstag, 27. Juni 2006

Zehn Bücher

Ich könnte ja jetzt mit der Polt-Geschichte kommen und sagen, dass ich vor Jahren schon einmal ein Buch gelesen habe und mir deswegen keins mehr gekauft hab, weil eines ja reicht, aber ein einigermaßen passabel sortiertes Bücherregal gehört ja neben einem schnellen Auto, einem Reputation verschaffenden Job und einem erfüllenden Gemächt zu den Dingen, mit denen man Frauen beeindrucken kann. Versteht sich ergo von selbst, dass ich (nur ein altersschwacher Kombi und nach wie vor riesiges Entwicklungspotenzial in der Karriere) sehr schnell gelernt und begriffen habe, von welch unschätzbarem Wert eine gewisse Fähigkeit zum Parlieren über Literatur zur Erlangung der Gunst einer Frau sein kann. Chancen, so habe ich herausgefunden, ergeben sich selbst dann, wenn das einzig zu diesem Behufe angeschaffte Druckwerk nur zur Hälfte oder gar nicht gelesen wurde. Natur und Schicksal richten es nämlich, wie ich ebenfalls herausgefunden habe, so ein, dass auch an nicht oder nur halb gelesenen Büchern irgendwann einmal ein weibliches Wesen vorbeistolpert und sich aus solcher Begebenheit die trefflichsten Pläusche entwickeln.

Nun möchte also Frau Klugscheisser, sicherlich von einem viel ehrbareren Movens getrieben, von mir wissen, welche zehn Bücher ich bislang noch nicht oder nicht ganz ihrer eigentlichen Bestimmung zugeführt habe. Und da sage ich natürlich nicht nein, wo ich doch gerade den Eros des Lesens für mich selbst wiederentdeckt habe. Bittesehr, hier meine Auswahl:

1. Wolfgang Leonhard, Die Revolution entlässt ihre Kinder.
Nach einem Vortrag des Autors in meinem Heimatstädtchen gekauft, als ich in die zehnte Klasse ging. Ich erinnere mich, dass dieser Mann (Gorbatschow hatte gerade mal angefangen) an jenem Abend sagte, wir würden alle noch sehr bald erleben, dass der Eiserne Vorhang fallen würde. Als Schüler hört man sich das zwar an, die seltsamen Schauer über den Rücken habe ich aber erst heute. Sollte ich vielleicht doch irgendwann mal lesen.

2. Ralf Dahrendorf, Pfade aus Utopia.
Irgendwann mal im Antiquariat gekauft. Eigentlich nur deswegen, weil mein alter Lehrer im Deutsch-LK den Namen Dahrendorf immer mit einer solchen Ehrfurcht ausgesprochen hat.

3. Henry Fielding, Tom Jones.
Ein klassischer Studiumserwerb. War mir aber zu dick und irgendwie ist es mir auch gelungen, mich ohne Lektüre dieses Wälzers durchs Proseminar zu mogeln. Mündliches Vordiplom dennoch mit Eins Komma Drei. Ha!

4. Maria Wiesmüller, Österreichische Vorspeisen.
Was man halt an einem Einkaufssamstag so mitnimmt, wenn man wieder mal nichts zum Anziehen gefunden hat und trotzdem ein bisschen Geld ausgeben will. Einmal durchgeblättert und dann beschlossen, doch besser auf den Erfahrungsschatz meiner österreichischen Mama zurückgreifen zu wollen, wenns mal drauf ankommt. Meine Salzburger Nockerl sind vorzüglich.

5. Victor Hugo, Die Elenden.

Weil ich den Film zusammen mit meiner Liebschaft in einem riesigen Kinopalast in Santiago de Chile gesehen habe und nach der Heimkehr dachte, ich könnte durch Erwerb und Lektüre dieser drei Bände auch nur irgendetwas von dieser Zeit konservieren. Ist nicht gelungen.

6. John Updike, Das Gottesprogramm.
Steht glaube ich nur noch hier, weil es mir zum Verscheppern bei eBay doch irgendwie zu schade ist. Ich meine, das sind immerhin rund fünf Zentimeter im Bücherregal.

7. Truman Capote, Frühstück bei Tiffany.

Eindeutig wegen der wunderbaren Audrey Hepburn aufm Umschlag gekauft. Und noch nicht mal den Film ganz gesehen. Unfinished Business, definitiv.

8. Ulrich Beck, Was ist Globalisierung?

War wohl einfach mal schick, dass man das zuhause hat.

9. Friedrich Schiller, Kabale und Liebe.

Irgendwann war mich mal der Ansicht, ich hätte zu viel Goethe und zu wenig Schiller gelesen. Gleich mal einen Schwung von dem Knaben gekauft und halt doch nicht alles geschafft.

10. Jack Kerouac, On the road.

Ich erinnere mich noch, dass ich mir das über Jahre hinweg kaufen wollte und x-mal im Buchladen in der Hand hatte, aber dann hat sich jedesmal ein anderer Autor vorbeigedrängelt. Und als es dann so weit war, dass ich es endlich in Händen hatte, war schlagartig jegliches Interesse weg. Ungerecht wahrscheinlich, aber naja.

So siehts aus im rationalstürmischen Bücherregal. Da ist noch einiges an Lesearbeit zu verrichten. Ich habs ja nicht ganz so mit Stöckchen, deswegen werde ich das jetzt niemand an den Kopf hauen. Wer Muße hat - nur keine Hemmungen. Gesteigerte Neugier dennoch vorhanden auf die Bücherleichen von Ally, Julie, Burns und Vita.

Mittwoch, 31. Mai 2006

Apfelspalte

Got me a movie. I want you to know. Slicing up eyeballs. I want you to know. Girlie so groovy. I want you to know. Don't know about you. But I am un chien andalusia. Wanna grow up to be. Be a debaser, debaser. Got me a movie. Ha ha ha ho. Slicing up eyeballs. Ha ha ha ho.
(Pixies, "Debaser")

Hund aus Andalusien

Und dann schaut man hin und schaut wieder weg und schaut nochmal hin. Und es graust einem. Und es hört nicht auf, dass es einem graust. Und man steht auf diesem Augapfel drauf, barfuß, und sieht schon das Messer kommen. Und dann setzt die Welt mit ihrer kalten Hand das Messer an, so eines, wie es die Barbiere früher hatten, als es noch Barbiere gab, so eines, bei dem man sich beim Aufklappen schon fürchtet. Und dann schneidet die Welt zwischen den eigenen Beinen den Augapfel mittendurch. Und wie eine Gletscherspalte klafft jetzt der Augapfel auf und man steht mit dem einem Fuß auf der einen Seite und mit dem anderen Fuß auf der anderen Seite und man friert sehr an den Zehen und man hätte wohl doch in all den Jahren mehr Sport machen sollen. Mehr Dehnübungen vor allem, weils doch arg weh tut jetzt und der Augapfel immer noch weiter auseinander klafft und es ganz bestimmt auch nicht mehr lange dauert, dann reissts einen selber in der Mitte durch. Von unten nach oben. Und man selber schreit auch ganz laut von unten nach oben. De profundis clamavi ad te Domine. Aber der Herr hört wieder einmal nicht und schaut nur recht surreal von seiner viel zu bunten und eigentlich echt ganz schön geschmacklosen Himmelschaiselongue runter.

Dann sollte man halt einfach selber wieder einmal die Pixies hören und verächtlich nach oben schauen auf den großen müden Erniedriger. Mit einem Auge. Weil zwei Augen sind eh Luxus, und die Zeiten sind vorbei.

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Die Frage nach dem Sein.

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Die Beobachtungskamera.

Bist äigschloufm oda...
Bist äigschloufm oda wos? Iwarawal homa in easchdn...
fuxbeck - 1. Jun, 18:33
Nur zu. Immer her mit...
Nur zu. Immer her mit den Kommentaren - selbst wenns...
rationalstürmer - 2. Mär, 21:43
Das mit der Glaubwürdigkeit...
Das mit der Glaubwürdigkeit ist ja eh so eine Sache....
rationalstürmer - 2. Mär, 21:41
Ich hab einen Magen-Darm-Dings,...
Ich hab einen Magen-Darm-Dings, da ist mir ein bisserl...
rationalstürmer - 2. Mär, 21:38
Hahaha, Herr Passenger...
Hahaha, Herr Passenger ... das mit den eigenen Überzeugungen...
rationalstürmer - 2. Mär, 21:36
ja du lieber mein vater
In meiner Erregung sehe ich mich veranlasst, hier -...
Pecas - 2. Mär, 20:47
Das Interview interschien...
Das Interview interschien ja wohl zeitgleich mit der...
stilhäschen - 2. Mär, 20:12
Ach, jetzt bist du plötzlich...
Ach, jetzt bist du plötzlich wieder hier. Da kennt...
St. Burnster - 2. Mär, 20:00
Triebtäter
Forcierte Penisverlängerung (pro Demagogen-Verfassungsdisse rtations-Plagiatseite...
Pecas - 2. Mär, 07:36
Um treffend Lump geziehen...
Um treffend Lump geziehen zu werden, ist der Mann fraglos...
Fellow Passenger - 2. Mär, 01:48

Die immer müßige Suche nach weiteren Wahrheiten

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Die Heirats- und anderen eindeutigen Anträge nach wie vor bitteschön an
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Das böse kleine Kleingedruckte.

Keine Zielgruppe

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Dass ich nicht lache.

Online seit 7249 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 1. Jun, 18:33

Die Mitschuldigen an dieser garstigen Sammlung von nachgemachtem Ausgekotzten.

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