Mittwoch, 18. Oktober 2006

Peccata venialia / Peccata mortalia: Der Rationalstürmer beichtet

Für mich als ehemaligen Protestanten ist die Beichte ja keine conditio sine qua non auf dem Weg ins ewige Licht, folglich habe ich mich mein ganzes Kirchenleben lang auch niemals in diese Gewissensmarter begeben. Tiefinnerlich finde ich diesen Umstand aber trotzdem ein bisschen schade und beneide beinahe die Angehörigen des katholischen Glaubens um diesen Ritus.

Der Anblick kunstfertig geschnitzter Beichtstühle, der Geruch von altem Holz, Weihrauch und dem Schamschweiß von Bauern, die den eigenen Stadel und das ganze Vieh in Brand gesteckt haben, um das Geld von der Raiffeisen zu kassieren - alles das fehlt schon ein bisschen, wenn man das karge Leben eines Lutheraners geführt hat und die wundervolle Opulenz der Römischen Kirche allenfalls als Tourist genießen durfte.

Insofern freut es mich außerordentlich, dass der hochgeschätzte und bisweilen sogar vermisste Kollege Burnster jetzt zur Offenlegung der Sünden aufgerufen hat. Ihm gilt daher mein besonderer Dank, auch für die durchaus überlegenswerten sündenbezogenen Anregungen. Endlich kann ich mich zumindest ein ganz klein wenig von dem wackersteinschweren Alpdruck befreien, der auf meinem Gewissen lastet.

Verdichtete ich das Ganze jedoch jetzt ausschließlich auf ein blogrelevantes Sündenregister, so wäre das viel zu kurz gegriffen und streng genommen ebenfalls schon wieder Sünde. Ich ziehe mir daher Gummihandschuhe an, setze den Mundschutz auf und erlaube mir, ganz tief im vor Fäulnis brodelnden Gärbecken meiner Lebenssünden zu wühlen. Eine Unterteilung in schwere Sünden (peccata mortalia) und die eher lässlichen Gemeinheiten (peccata venialia) werde ich gleichwohl unterlassen und stelle es der geneigten Leserschaft anheim, diese Einschätzung selbst vorzunehmen. Verderbt mich, wenn ihr dürft...

1. Auch wenn es manchmal so aussieht, als würde ich mit manchen meiner Beiträge gewisse Missstände in der Gesellschaft anprangern wollen, muss ich doch eingestehen, dass ich selbst ein zutiefst amoralischer Mensch bin, der jede Sauerei, die da draußen passiert, mindestens genauso übel ebenfalls mitmachen würde. Nichts liegt mir mehr am Herzen als mein eigenes Pareto-Optimum.

2. In der Achten habe ich einmal in der Mathestunde einen ganz lauten Pfurz gelassen und sofort mit überzeugender Erbostheit den Namen meines Banknachbarn gerufen und den Kopf geschüttelt.

3. In der Zehnten habe ich während der Geschichtestunde meinem Banknachbarn - von ihm unbemerkt - erst ganz lange Gas aus einem Einwegfeuerzeug in den Ärmel seines Pullovers gelassen. Anschließend habe ich ihn angezündet. Ihm ist nichts passiert, aber durch die Stichflamme ist er so erschrocken, dass er geschrien und getobt hat. Ich saß daneben und war die Unschuld in Person. Auch, als er für sein Verhalten einen Verweis erhalten hat, habe ich dem Lehrer nicht gesagt, was wirklich vorgefallen war.

4. Ich esse manchmal Popel. Noch viel lieber forme ich aber kleine Kügelchen und Würstchen daraus, die ich in Kneipen an die Tischunterkante schmiere oder heimlich anderen in die Gläser schnippe.

5. Weil ich in Wirklichkeit ein furchtbar romantischer Typ bin, habe ich das alte Blog zwar gelöscht, vorher aber alles auf meine Festplatte gezogen. Ich weine jetzt noch manchmal, wenn ich manche Kommentare lese.

6. Dr. Carina Brand hat es nie gegeben. Das Formular mit der Krankmeldung und ihre Unterschrift habe ich damals gefälscht, um mich interessant zu machen.

7. Der Neobazi hatte seinerzeit mit seinem Kommentar zu diesem Foto gar nicht so Unrecht. Ich habe damals wirklich versucht, mir mein Glied abzuschneiden und nur aus Scham über diese Wahnsinnstat behauptet, es wäre mein Arm gewesen.

8. Manchmal flunkere ich in meinen Geschichten, um nicht zeigen zu müssen, wie schlimm es wirklich ist. In Wahrheit bin ich nämlich bei dem Bauarbeiter-Job mit fast zweihundert Sachen erst kurz vor der Leitplanke wieder aufgewacht und nicht mit 170. Ich hab das verschwiegen, weil ich weiß, dass ich Leser habe, die sich wirklich Sorgen um mich machen.

9. Obwohl mir von einer wunderbaren Frau Geld und Beischlaf angeboten wurden, damit ich das mit der Poplerei nicht schreibe, war ich so dumm, dieses Angebot für den kurzen Genuss, über meine ekelhaften Angewohnheiten zu berichten, auszuschlagen.

10. Ich empfinde sexuelle Erregung, wenn ich Schwimmflügel, Leggins und Gummistiefel trage.

11. Ich war einmal Mitglied der Jungen Union.

12. Beim Zivildienst habe ich mich auf eine wilde Knutscherei mit einem damals noch minderjährigen weiblichen Gast meiner Dienststelle (Jugendherberge Berchtesgaden) eingelassen, obwohl ich wusste, dass mir das ein Disziplinarverfahren einbringen könnte.

13. In allen meiner Beiträge in der Rubrik Aus der Traum geht es um Frauen, zu denen ich einmal sexuelle Beziehungen unterhalten habe. Ich vermische das allerdings so geschickt, dass sich nie eine direkt angesprochen fühlen kann.

14. Ich möchte meinen Lebensabend in Oberbayern verbringen.

15. In Latein war ich nur deswegen auf einen Schlag ein guter Schüler, weil ich die Multiple-Sklerose-Krankheit meines Lehrers und die damit verbundene lange Zeit, die er vom Anfangsverdacht des Spickens bis zu meinem Platz gebraucht hat, schamlos dafür ausgenutzt habe, in den Klassenarbeiten eine Übersetzung zu verwenden. Das geht mir bis heute so sehr nach, dass ich immer wieder lateinische Zitate in meine Beiträge einstreuen muss.

16. Ich erzähle meiner Gerichtsvollzieherin unglaubliche Rührstückchen, klebe "Privileg"-Papperl über meine Bulthaup-Küche, verstecke den Schlüssel zum Cabrio und stelle demonstrativ den 386er auf meinen Schreibtisch, damit sie mir nichts wegnimmt. Wenn sie dann irgendwann weint, gebe ich ihr mit Tröstermine ein paar Blättchen von dem harten einlagigen Klopapier, das ich eigens zu diesem Zweck gekauft habe, damit sie sich die Nase putzen kann.

17. Ich habe weder von Fussball noch von Spanisch noch von Musik eine Ahnung. Ich habe diese Themen immer nur behandelt, um wenigstens ein einziges Mal zu einer Bloggerlesung eingeladen zu werden - mit Erfolg.

18. Ein Gutteil dieser Beichte ist mindestens frei erfunden, wenn nicht sogar gelogen.

Ich bereue, dass ich Böses getan und Gutes unterlassen habe. Erbarme dich meiner, o Herr. Und die Rechnung dann bitte anschreiben, wie immer.

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Die Frage nach dem Sein.

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Bist äigschloufm oda...
Bist äigschloufm oda wos? Iwarawal homa in easchdn...
fuxbeck - 1. Jun, 18:33
Nur zu. Immer her mit...
Nur zu. Immer her mit den Kommentaren - selbst wenns...
rationalstürmer - 2. Mär, 21:43
Das mit der Glaubwürdigkeit...
Das mit der Glaubwürdigkeit ist ja eh so eine Sache....
rationalstürmer - 2. Mär, 21:41
Ich hab einen Magen-Darm-Dings,...
Ich hab einen Magen-Darm-Dings, da ist mir ein bisserl...
rationalstürmer - 2. Mär, 21:38
Hahaha, Herr Passenger...
Hahaha, Herr Passenger ... das mit den eigenen Überzeugungen...
rationalstürmer - 2. Mär, 21:36
ja du lieber mein vater
In meiner Erregung sehe ich mich veranlasst, hier -...
Pecas - 2. Mär, 20:47
Das Interview interschien...
Das Interview interschien ja wohl zeitgleich mit der...
stilhäschen - 2. Mär, 20:12
Ach, jetzt bist du plötzlich...
Ach, jetzt bist du plötzlich wieder hier. Da kennt...
St. Burnster - 2. Mär, 20:00
Triebtäter
Forcierte Penisverlängerung (pro Demagogen-Verfassungsdisse rtations-Plagiatseite...
Pecas - 2. Mär, 07:36
Um treffend Lump geziehen...
Um treffend Lump geziehen zu werden, ist der Mann fraglos...
Fellow Passenger - 2. Mär, 01:48

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Dass ich nicht lache.

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Zuletzt aktualisiert: 1. Jun, 18:33

Die Mitschuldigen an dieser garstigen Sammlung von nachgemachtem Ausgekotzten.

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