Montag, 2. April 2007

Mein Herze schwimmt im Blut. Erster Gesang

Mein-Herze-schwimmt-im-Blut

Mein Herze schwimmt im Blut, weil mich der Sünden Brut in Gottes heilgen Augen zum Ungeheuer macht. Und mein Gewissen fühlet Pein, weil mir die Sünden nichts als Höllenhenker sein. Verhaßte Lasternacht! Du, du allein hast mich in solche Not gebracht;

Und du, du böser Adamssamen, raubst meiner Seele alle Ruh und schließest ihr den Himmel zu! Ach! unerhörter Schmerz! Mein ausgedorrtes Herz will ferner mehr kein Trost befeuchten, und ich muss mich vor dem verstecken, vor dem die Engel selbst ihr Angesicht verdecken.
(Johann Sebastian Bach, Mein Herze schwimmt im Blut. BWV 199. Recitativo)

Ich weiß nicht, ob es nicht in die Irre führt, wenn da von Lasternacht gesprochen wird. Für Lasternächte hätte ich diesen Preis vielleicht sogar gerne bezahlt. Aber wir wollen nicht zu nah an dem Bild bleiben, das uns Bach da zeichnet, auch wenn uns der Klang seiner Worte gefallen mag. An sich reicht es völlig aus, wenn wir wissen, dass die Höllenhenker wohl nur noch wenige Meter von meiner Schwelle entfernt sind. Längst nähern sie sich nicht mehr so diskret wie einst. Ihr Tritt ist fest, weil sie wollen, dass ich sie höre.

Die vollkommene Zerstörung, diese radikale Auslöschung, vor der ich stehe - inzwischen ist sie reine Faszination, ist Megamagnet für alle meine Sinne. Wir sprechen nicht länger von Verlust oder Demontage. Vielleicht wären diese Vokabeln vor Monaten noch angebracht gewesen, aber jetzt hat all das ein Ausmaß angenommen, haben sich die Kategorien, in die sich dieser Untergang einsortieren lässt, so sehr ins Nicht-mehr-Messbare ausgedehnt, dass ich nur noch von Berserkern sprechen kann, die sich an mir zu schaffen machen. Ich habe seit Jahren keinen Blick mehr in die Heilige Schrift geworfen, weil ich längst gebrochen habe mit diesem Teilkasko-Gott, der sich seine Gnade und Barmherzigkeit mit Kniefällen und endloser Entsagung bezahlen lässt und fast zu jedem neuen Quartal, das anbricht, den Selbstbehalt um noch ein paar Prozent aufstockt. Wir haben alle nichts zu verschenken, natürlich nicht. Aber dann ohne mich. Trotzdem fällt mir kein anderes Ausmaß für diese Auflösung ein als biblisch. Ein Armageddon, für mich ganz alleine.

Niemand außer mir trägt die Schuld daran, niemand. Wenn ich ganz aufrichtig bin, dann habe ich es nicht anders gewollt, auch wenn ich jetzt so manche Nacht wach liege und kurz davor bin, das Fenster zu öffnen und selbst ein Ende zu machen, die einzige wirklich eigene Entscheidung zu treffen, die sie mich - vielleicht nur ein paar Tage lang noch - treffen lassen. Aber das hieße aufgeben, und genau das werde ich nicht tun. Diesen allerletzten Rest Leben werden sie mir schon herausreißen müssen, auch wenn ich das Pathos hasse, das in solchen Sprüchen steckt. Ist auch meine Not hausgemacht, so bin ich doch festen Willens, meinen Tod einer zeitgemäß-outgesourcten Lösung zu überlassen. Ich möchte mir einfach gerne noch ein Weilchen vorstellen dürfen, wie sie da vor ihren Flipcharts stehen oder Szenarien für meine Entleibung an die Leinwand beamen, wie sie wichtigtuerisch mit ihren Laserpointern herumfuchteln und irgendwann zwischen Montagsmeeting und Casual Friday noch schnell die Praktikantin ficken. In der Putzfrauenkammer. Im Stehen. Von hinten. Um dieses böse kleine Kopfkinovergnügen werden sie mich nicht bringen, bei meiner Seele.

Was dann passieren wird, ich werde es erwarten können. Ich habe schließlich nicht umsonst jedes einzelne der letzten Jahre mit Warten verbracht. Das ist kein normales Training gewesen. Es hat mich gestählt. Und je schlimmer alles geworden ist, je höher sich - vor meinen Augen - die Woge aufgebaut hat, die nun bald über mich hinwegrollen wird und absolut nichts zurücklassen, was noch davon künden könnte, dass es mich jemals gegeben hat, desto besser bin ich in meiner Indolenz geworden. Das heißt nicht, dass ich abgestumpft bin. Im Gegenteil, meine Sinne funktionierten von Jahr zu Jahr besser. Daran haben auch die Tabletten nichts geändert, obwohl ich es manchmal ganz sicher furchtbar damit übertrieben habe. Es ist seltsam, aber mit jedem Organ, das erst seine Funktion verweigert und sich irgendwann ganz verabschiedet hat, mit jeder Muskelfaser, die schlaff wurde und meine Glieder in grotesk umherbaumelnde Tentakeln verwandelt hat, wurde meine Fähigkeit zur Wahrnehmung besser.

Keine Ahnung, wieviele Tage noch vergehen müssen, bis ich selbst Vergangenheit bin. So sehr viele nicht mehr. Aber es ist ein unglaublicher Reichtum, ein ungeheuerliches Geschenk, dass mir ausgerechnet das Bewusstsein geblieben ist und ich jede Sekunde meines Weges ins Grab bis zur Neige auskosten darf.

Schlimmer gehts immer

Mein-Herze-schwimmt-im-Blut

Mein Programm für die Karwoche. Der Kollege ist auf seinem Eselchen ja schon in der Stadt angekommen, und ich zimmere währenddessen das Kreuz, schmiede die Nägel und bereite schon mal alles vor für das große Blutbad.

[All das Hin und Her bitte ich übrigens zu entschuldigen. Das gilt auch für die Seltsamkeiten in der aktuellen Beobachtungskamera. Ich bin ja ebenso geizig wie arm und kann mir keinen Bezahlaccount leisten. Folglich werden in den nächsten Tagen sämtliche Bilderchen rüber zum Flickr geschaufelt. Das aber nur nebenbei.]

.

Die Frage nach dem Sein.

Du bist nicht angemeldet.

Die Beobachtungskamera.

Bist äigschloufm oda...
Bist äigschloufm oda wos? Iwarawal homa in easchdn...
fuxbeck - 1. Jun, 18:33
Nur zu. Immer her mit...
Nur zu. Immer her mit den Kommentaren - selbst wenns...
rationalstürmer - 2. Mär, 21:43
Das mit der Glaubwürdigkeit...
Das mit der Glaubwürdigkeit ist ja eh so eine Sache....
rationalstürmer - 2. Mär, 21:41
Ich hab einen Magen-Darm-Dings,...
Ich hab einen Magen-Darm-Dings, da ist mir ein bisserl...
rationalstürmer - 2. Mär, 21:38
Hahaha, Herr Passenger...
Hahaha, Herr Passenger ... das mit den eigenen Überzeugungen...
rationalstürmer - 2. Mär, 21:36
ja du lieber mein vater
In meiner Erregung sehe ich mich veranlasst, hier -...
Pecas - 2. Mär, 20:47
Das Interview interschien...
Das Interview interschien ja wohl zeitgleich mit der...
stilhäschen - 2. Mär, 20:12
Ach, jetzt bist du plötzlich...
Ach, jetzt bist du plötzlich wieder hier. Da kennt...
St. Burnster - 2. Mär, 20:00
Triebtäter
Forcierte Penisverlängerung (pro Demagogen-Verfassungsdisse rtations-Plagiatseite...
Pecas - 2. Mär, 07:36
Um treffend Lump geziehen...
Um treffend Lump geziehen zu werden, ist der Mann fraglos...
Fellow Passenger - 2. Mär, 01:48

Die immer müßige Suche nach weiteren Wahrheiten

 ;




Die Heirats- und anderen eindeutigen Anträge nach wie vor bitteschön an
dasbesteausmeinemleben
ätt yahoo punkt de

Das böse kleine Kleingedruckte.

Keine Zielgruppe

Die schlimmen Bilder.

www.flickr.com
This is a Flickr badge showing public photos from Rationalstürmer. Make your own badge here.

Dass ich nicht lache.

Online seit 6889 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 1. Jun, 18:33

Die Mitschuldigen an dieser garstigen Sammlung von nachgemachtem Ausgekotzten.

powered by Antville powered by Helma

sorua enabled
xml version of this page

twoday.net AGB

Die Inquisition.

kostenloser Counter