Zombie Ration

Montag, 9. April 2007

Mein Herze schwimmt im Blut. Fünfter Gesang. Pop-Version

Damen und Herren,

es ist nur mein Kalender, der auf Karfreitag stehengeblieben ist. Alles andere ist weitergegangen, ohne links und rechts zu schauen und ohne den Blick zu heben. Es tut alles noch herzlich weh, weil ich bin ja so einer, der immer wieder den Schorf von den Wunden kratzen muss. Meine armen Hände. Meine armen Füße.

Egal. Während ich nämlich weiterhin Weltuntergangsschlager komponiere und rabendüsteren Sinfonien zu ihren Libretti verhelfe, hat der Kollege Burnster, verlässlicher Fels und auf seine Weise wahrlicher Compadre, sich dazu hinreißen lassen, mein Geheul in menschenwürdige Form zu gießen.

Nichts anderes als der große Popsong ist das geworden, ein Popsong vom Poppen mit der großen Hure Hoffnung. Schee bluadig in da Mittn, weis fui bessa schmeckt a so.

Danke, du Sauhund!
Und ihr, bitte hinhören. Da.

Die nächsten Gesänge von Mein Herze schwimmt im Blut folgen übrigens in Bälde. Ich lass mir doch nicht von so einer Osterseierei meine Dramaturgie torpedieren.

Freitag, 6. April 2007

Mein Herze schwimmt im Blut. Fünfter Gesang

Auf diese Schmerzensreu fällt mir alsdenn dies Trostwort bei: (Johann Sebastian Bach, Mein Herze schwimmt im Blut. BWV 199. Recitativo)

Ohne Zweifel ist die Hoffnung die allerruchloseste und verkommenste Hure im lichterblinkenden Bordell der Erlösungsversprechungen. An Verführungskraft nicht zu übertreffen, offenbart sie sich zugleich als das gemeinste und verlogenste Trugbild, das aus dem bunten Panoptikum an Heimsuchungen und Höllenqualen, die das Dasein zu bieten hat, auf uns losgelassen wird.

Schön wie die vom Meerschaum umschmeichelte Venus im Augenblicke ihrer Geburt und von einer Verführungskraft, die uns jeden klaren Gedanken in Handumdrehen raubt, bietet sie uns immer gerade dann ihren paradiesischen Leib an, wenn uns das Leben gar keine andere Wahl mehr lässt, als auf sie hereinzufallen. Ertrinkenden gleich, denen noch die kleinste Planke des ohne uns in den Wellen versunkenen Schiffes die Aussicht auf Rettung verspricht, gleiten wir mit allerletzter Kraft auf sie und treiben mit ihr durch eine tosende See.

Und wie wundersam uns diese vermeintliche Rettung erscheint! Wie wir uns überfallen und gutgläubig betrügen lassen von den süßen Versprechungen, die sie uns mit Engelsstimme von glänzenden Lippen ins Ohr haucht. Wie wir sofort alles zu glauben bereit sind, was sie uns verspricht, wenn es uns nur ein bisschen näher an diesen betörenden und unheiligen Weiberleib bringt. Und tatsächlich, sie gibt sich uns hin, sie leckt uns mit gleichermaßen zarter und rauher Zunge die Tränen von den Wangen und vergräbt unser leidendes, sterbenstrauriges Gesicht zwischen ihren warmen und nach Milch duftenden Brüsten, sie hebt unseren von Todesahnungen erfüllten Kopf wie einen leeren Krug, den es zu füllen gilt, an dies sachte sich wiegende Wunder, sie nährt uns wie einen Säugling an ihren festen und fleischigen Knospen - "Trink! Trink!" - und stärkt uns solchermaßen für den Akt, den sie mit uns vorhat, bis wir uns wahrhaftig wieder bei Kräften fühlen und uns der Tücke ihrer Taten nicht gewahr sind. Ist es doch einzig und allein ihr Ziel, uns vollends auszuleeren, die letzten Zuckungen unseres kleinen Lebens in ihrem verwerflichen Schoß uns tun zu lassen. Und schon öffnet sie auch die Schranken ihrer Schenkel und geleitet unser brennendes Verlangen und das Beben unserer Lenden an den von Schatten spendenden Büschen gesäumten, kühlenden Brunnen ihrer glitzernden Wollust, deren süßes Gift bald Wirkung in uns zeigt. Oh, wenn das unser Untergang sein soll, dann wollen wir gerne derart versinken!

Und so treiben wir uns selbst immer tiefer hinab in den Schlund des Verderbens, immer heftiger hinein in dieses nasse Taufbecken unserer eigenen Kirche. Angestachelt, uns selbst zu vernichten von Händen, die überall auf unserer geschundenen Haut zu sein scheinen und von Augen, die uns auch einen Mord begehen lassen würden, spüren wir nicht, welche Saat wir da mit jedem Hinein und Heraus in dieser Schreckensfurche unterpflügen. Vor Geilheit schier von Sinnen und ohnmächtig, die Wahrheit zu erkennen, treiben wir schwitzend und stöhnend immer neue Nägel in dies willige, weiche Holz und sehen nicht, dass wir selbst es sind, die wir mit solchem Eifer ans Kreuz schlagen.

Das Ende jedoch, zu dem gebracht zu werden wir sie auch noch anbetteln, wenn sie uns schließlich reitet, den schwarzen Totenrössern heftig die Sporen gebend mit der ungeheuerlichen Kraft ihrer Schenkel, dieses Ende jedoch ist unser eigenes. Ein allerletztes Mal treibt sie die Lanze bis ans Ende des Schaftes in ihren heißen und schmatzenden Leib und lässt uns blutüberströmt zurück, den kochenden Samen unseres Untergangs noch in der dunklen Höhle ihres Bauches. Eiskalt ist ihr Blick und böse das Lächeln auf ihren Lippen in dem Moment, da wir, die Sinne schwinden uns bereits, die abschließenden Worte hören, die sie uns im Gehen hinwirft: "Auferstehung kostet extra, Schätzchen."

[Den ersten Gesang von Mein Herze schwimmt im Blut gibt es hier.]
[Den zweiten Gesang von Mein Herze schwimmt im Blut gibt es hier.]
[Den dritten Gesang von Mein Herze schwimmt im Blut gibt es hier.]
[Den vierten Gesang von Mein Herze schwimmt im Blut gibt es hier.]

Donnerstag, 5. April 2007

Mein Herze schwimmt im Blut. Vierter Gesang

Tief gebückt und voller Reue lieg ich, liebster Gott, vor dir. Ich bekenne meine Schuld, aber habe doch Geduld, habe doch Geduld mit mir! (Johann Sebastian Bach, Mein Herze schwimmt im Blut. BWV 199. Aria)

Nein, schön ist das alles wirklich nicht; So manches zarte Seelchen wird sicherlich langsam den Blick abwenden wollen, das Köpfchen hin zu einer anderen, lieblicheren Landschaft neigen und gleich noch ein paar Tröpfchen Kölnisch Wasser ins feine Damasttüchlein träufeln, um das empfindliche Näslein vor dem strengen Geruch zu bewahren, der sich aus mir ausbreitet. Oh nein, nicht schön.

Aber, ihr Lieben, was sein muss, muss nun einmal sein, da gibt es keinen Schutz noch einen andern Weg. Die Gesetze von Nicht-Haben und Nicht-Sein sind in eherne Platten gestanzt und brechen nicht, wie die lumpigen Täfelchen, die Moses sich auf dem Berge Sinai ausgedacht hat, beim ersten kleinen Hoppala entzwei.

Es wäre mir, dessen könnt ihr euch versichert sein, schon auch ein größeres Anliegen gewesen, dass diese Kammer zarten Veilchenduft versprühte und nicht die sauren und knochentief ins Fleisch beißenden Dämpfe des Niedergangs. Doch soll ich deswegen sagen, dass es mir leid tut? Soll ich, gleich einem demütig kriechenden Knüppeldiener, den man prügeln kann, bis alle Knochen rumpeln, Abbitte leisten für etwas, dessen unbarmherziges Fortschreiten ich nicht aufhalten kann? Soll ich gar mich nach den an meiner Gemütsruhe blankgewetzten Fängen der blutsaufenden Wucherer und geldfressenden Zinstreiber auch noch in die der seelenkaufenden Ablasshändler begeben, nur damit ihr weiter in aller Herzensruhe die Scheite für eure Osterfeuer sammeln könnt? Soll ich so tun, als wäre nichts geschehen, als zitterte ich nicht nächtens vor Angst und Kälte und tags vor Kälte und Angst? Soll ich um eurer eignen blöden Lügen Willen Choräle zum Lobe des Herrn anstimmen, damit ihr nicht mehr mit anhören müsst, wie der Ruin mit hartem Knöchel an meiner Tür pocht? Soll ich für euern schönen Schein und eure dummen Kinderspäße mein sorgenzerfurchtes Antlitz vor der Welt verbergen? Soll ich den Schnitter, der unruhig hin und her sich wiegend schon vor meiner Schwelle hockt, zum Spaß- anstatt zum Spießgesellen erklären, nur damit ihr den traurigen Unfug vom Fürchteteuchnicht weiter glauben und euch in ein paar Tagen von feisten Küchenmeistern zartrosa gebratene Lämmchen schmecken lassen könnt, während ich hier Jehova bis in die überübernächste Ewigkeit meinen Hohn künde und die Rinde von den Bäumen fresse?

Ihr Toren! Ihr Narren! Ihr komödiengeiles Klatschpublikum! Euch wird vom Zuschaun jetzt schon schlecht? Dann wartet erst, bis ich euch gestockten Klumpenbrei und bittres Gallenwasser vor die Füße kotze! Denn alles dies, ihr lieben Leute, ist kein Spiel, bei dem ihr würfeln könntet. Hier lässt kein neuer, schönrer Pakt sich schließen, mit niemand mehr. Der gilt, den ich unterzeichnet habe, mit Pisse, weil ich ebenso ausgeblutet wie halbtot bin. Und ihr seid meine Zeugen, ein jeder von euch wird aufgerufen werden, einzeln und dem Namen nach, wenn sie über mich zu Gericht sitzen. Ihr habt es nicht anders gewollt. Und dann wollen wir doch sehen, wer tief gebückt und voller Reue daliegt.


[Den ersten Gesang von Mein Herze schwimmt im Blut gibt es hier.]
[Den zweiten Gesang von Mein Herze schwimmt im Blut gibt es hier.]
[Den dritten Gesang von Mein Herze schwimmt im Blut gibt es hier.]

Mittwoch, 4. April 2007

Mein Herze schwimmt im Blut. Dritter Gesang

Doch Gott muss mir genädig sein, weil ich das Haupt mit Asche, das Angesicht mit Tränen wasche, Mein Herz in Reu und Leid zerschlage und voller Wehmut sage: Gott sei mir Sünder gnädig! Ach ja! Sein Herze bricht, und meine Seele spricht. (Johann Sebastian Bach, Mein Herze schwimmt im Blut. BWV 199. Recitativo)


Joan Baez, Diamonds & Rust

... oder aber, um ein Wort des großen Willy Brandt abzuwandeln: Jetzt bricht zusammen, was zusammen verstört. Reu und Leid sind an dieser Stelle völlig deplatziert, denn wenn wir aus unseren Herzchen keine Mördergruben machen, werden wir doch alle gerne zugeben, dass so eine kleine oder meinetwegen auch größere Sünde das Leben erst so richtig lebenswert macht. Hinfort also mit dem handgemalten Kreuz auf der Stirn, die Aschenbecher quellen doch längst über.

Außerdem wird der Lärm verhallen, der Staub wird sich legen, und am Ende wird eine Dunkelheit bleiben, die vielleicht alle wieder ruhig schlafen lässt und - sollte danach doch jemals wieder ein Tag anbrechen - für klaren Blick sorgt, für unverstellte Tatsachen, für das, was sein kann, weil es sein darf. Es braucht dafür nur ein klein wenig Geduld.

Aber jetzt wird erst einmal sortiert. Jetzt werden erst einmal Listen gemacht und Kartons beschriftet, jetzt wird verteilt, was längst zerteilt ist. Die Menschen hängen schließlich an altem Kruscht und Krempel, und je kaputter und verstrahlter der ganze vergammelte Mist ist, desto mehr kann damit geprahlt werden, wenn die neidische Nachbarin oder der charmante Chef zu Besuch kommen. Da wird der fleckige Fetzen schnell zum verehrungswürdigen Grabtuch und die schaurige Fratze, die sich darin vor xtausend Jahren einmal abgedrückt hat, zur geliebten Ikone, vor der das Niederknien doch richtig Spaß macht. Selbst das vollgewichste Taschentuch kann der ganz große Bringer werden, Erbgut-to-go, wenn alles andere schon davongelaufen ist.

Verständlich freilich, dass Kollateralschäden nicht ganz auszuschließen sein werden können. Auch ein gefällter Baum kann einen Mann noch erschlagen, wenn im Überschwang die Spannung vergessen wird. Oder nehmen wir Streubomben, damit lassen sich schon mal ein paar Quadratkilometer für die nächsten paar Jahre lahmlegen. Das Beste ist, die Dinge einfach eine Weile auf sich beruhen zu lassen solchermaßen vermintes Gebiet erst einmal nicht zu betreten. Denn was nützt schon der ganze schöne Mut, mit dem man letzten Endes dann doch beherzt einen Fuß vor den anderen setzt, wenn einem mittendrin das Bein bis übers Knie weggerissen wird.

Ich habe also viel zu tun in meiner kleinen Welt. Und versprochen, dass ich nicht mehr Krach als unbedingt nötig machen werde. Es sind ja nur Wörter, man kann dass alles auch ganz leise lesen.

[Den ersten Gesang von Mein Herze schwimmt im Blut gibt es hier.]
[Den zweiten Gesang von Mein Herze schwimmt im Blut gibt es hier.]

Dienstag, 3. April 2007

Mein Herze schwimmt im Blut. Zweiter Gesang

Stumme Seufzer, stille Klagen, Ihr mögt meine Schmerzen sagen, weil der Mund geschlossen ist. Und ihr nassen Tränenquellen könnt ein sichres Zeugnis stellen, wie mein sündlich Herz gebüßt. Mein Herz ist itzt ein Tränenbrunn,die Augen heiße Quellen. Ach Gott! Wer wird dich doch zufriedenstellen? (Johann Sebastian Bach, Mein Herze schwimmt im Blut. BWV 199. Aria & Recitativo)

Also wenn wir ehrlich sind, dann können wir es doch alle zusammen nicht mehr hören. Überall Gejammer und Wehgeschrei, nicht verstummendes Klagen und Zagen, wo man nur hinsieht.

Hier verliert einer seine mit viel schwitziger Mühsal und schurkenhafter Finesse zusammengelogene Existenz, dort bricht einem anderen das längst schon steingewordne Herzchen entzwei, und andernorts stirbt einem Buben sein Kaninchen an einem Übermaß an Zuwendung, während in leeren, grauen Kämmerchen die Einsamen und Betrogenen zwischen verstaubten Reliquien einer anderen Zeit sitzen und sich gar bitterlich die Äuglein nach etwas ausweinen, das es vielleicht nie gegeben hat. Überall tropft und trieft es vor gar grässlichen Schicksalen, aus jeder Ritze, aus jedem Loch quillt und fließt ein anderes Trauerspielchen, und ein jedes bettelt nach unserer Aufmerksamkeit, fleht um ein paar Augenblicke unserer Zeit, wirft sich vor uns zu Boden und umklammert unsere Beine und will nicht loslassen, so sehr wir es auch treten.

Und wir können uns nicht dagegen wehren. Es verfolgt uns, wohin wir auch fliehen. Schon verfluchen wir uns selbst für den ersten Augenblick, in dem wir hingesehen haben, zugehört, dagewesen sind. Wir wünschen uns fort und verwünschen die, die uns nicht in Ruhe lassen können, die uns unaufhörlich ihr Leid klagen müssen, ihren Schmerz, ihr sinnleeres Dasein. Und dann dieser gottverfluchte Drang zu reden. Die Zwanghaftigkeit, unter der sie uns aufbürden, was zu tragen sie selbst zu schwach sind. Das Elend der Anderen jagt uns von Jahreszeit zu Jahreszeit. Im Winter beklagt es die Kälte, im Sommer die Hitze. Im Frühjahr kommt es uns mit Allergien, und im Herbst trauert es darum, dass die eben noch so schön bunten Blätter verrotten müssen. Keine Ausrede ist dafür zu schade, keine Lüge zu billig, kein Grund zu dumm.

Und wenn sie doch einmal ihr Maul halten, dann sitzen sie wortlos und mit rotverquollenen und nassen Augen vor uns, Sturzbäche flennend und uns flutend mit all dem Rotz und Wasser, für das wir längst kein Taschentuch mehr haben.

Als ich verstanden hatte, dass die Stimme, die mir dies diktierte, mich gemeint hat, ging ich hinaus in den Frühling und sammelte voller Fröhlichkeit Schierling.

[Den ersten Gesang von Mein Herze schwimmt im Blut gibt es hier.]

Montag, 2. April 2007

Mein Herze schwimmt im Blut. Erster Gesang

Mein-Herze-schwimmt-im-Blut

Mein Herze schwimmt im Blut, weil mich der Sünden Brut in Gottes heilgen Augen zum Ungeheuer macht. Und mein Gewissen fühlet Pein, weil mir die Sünden nichts als Höllenhenker sein. Verhaßte Lasternacht! Du, du allein hast mich in solche Not gebracht;

Und du, du böser Adamssamen, raubst meiner Seele alle Ruh und schließest ihr den Himmel zu! Ach! unerhörter Schmerz! Mein ausgedorrtes Herz will ferner mehr kein Trost befeuchten, und ich muss mich vor dem verstecken, vor dem die Engel selbst ihr Angesicht verdecken.
(Johann Sebastian Bach, Mein Herze schwimmt im Blut. BWV 199. Recitativo)

Ich weiß nicht, ob es nicht in die Irre führt, wenn da von Lasternacht gesprochen wird. Für Lasternächte hätte ich diesen Preis vielleicht sogar gerne bezahlt. Aber wir wollen nicht zu nah an dem Bild bleiben, das uns Bach da zeichnet, auch wenn uns der Klang seiner Worte gefallen mag. An sich reicht es völlig aus, wenn wir wissen, dass die Höllenhenker wohl nur noch wenige Meter von meiner Schwelle entfernt sind. Längst nähern sie sich nicht mehr so diskret wie einst. Ihr Tritt ist fest, weil sie wollen, dass ich sie höre.

Die vollkommene Zerstörung, diese radikale Auslöschung, vor der ich stehe - inzwischen ist sie reine Faszination, ist Megamagnet für alle meine Sinne. Wir sprechen nicht länger von Verlust oder Demontage. Vielleicht wären diese Vokabeln vor Monaten noch angebracht gewesen, aber jetzt hat all das ein Ausmaß angenommen, haben sich die Kategorien, in die sich dieser Untergang einsortieren lässt, so sehr ins Nicht-mehr-Messbare ausgedehnt, dass ich nur noch von Berserkern sprechen kann, die sich an mir zu schaffen machen. Ich habe seit Jahren keinen Blick mehr in die Heilige Schrift geworfen, weil ich längst gebrochen habe mit diesem Teilkasko-Gott, der sich seine Gnade und Barmherzigkeit mit Kniefällen und endloser Entsagung bezahlen lässt und fast zu jedem neuen Quartal, das anbricht, den Selbstbehalt um noch ein paar Prozent aufstockt. Wir haben alle nichts zu verschenken, natürlich nicht. Aber dann ohne mich. Trotzdem fällt mir kein anderes Ausmaß für diese Auflösung ein als biblisch. Ein Armageddon, für mich ganz alleine.

Niemand außer mir trägt die Schuld daran, niemand. Wenn ich ganz aufrichtig bin, dann habe ich es nicht anders gewollt, auch wenn ich jetzt so manche Nacht wach liege und kurz davor bin, das Fenster zu öffnen und selbst ein Ende zu machen, die einzige wirklich eigene Entscheidung zu treffen, die sie mich - vielleicht nur ein paar Tage lang noch - treffen lassen. Aber das hieße aufgeben, und genau das werde ich nicht tun. Diesen allerletzten Rest Leben werden sie mir schon herausreißen müssen, auch wenn ich das Pathos hasse, das in solchen Sprüchen steckt. Ist auch meine Not hausgemacht, so bin ich doch festen Willens, meinen Tod einer zeitgemäß-outgesourcten Lösung zu überlassen. Ich möchte mir einfach gerne noch ein Weilchen vorstellen dürfen, wie sie da vor ihren Flipcharts stehen oder Szenarien für meine Entleibung an die Leinwand beamen, wie sie wichtigtuerisch mit ihren Laserpointern herumfuchteln und irgendwann zwischen Montagsmeeting und Casual Friday noch schnell die Praktikantin ficken. In der Putzfrauenkammer. Im Stehen. Von hinten. Um dieses böse kleine Kopfkinovergnügen werden sie mich nicht bringen, bei meiner Seele.

Was dann passieren wird, ich werde es erwarten können. Ich habe schließlich nicht umsonst jedes einzelne der letzten Jahre mit Warten verbracht. Das ist kein normales Training gewesen. Es hat mich gestählt. Und je schlimmer alles geworden ist, je höher sich - vor meinen Augen - die Woge aufgebaut hat, die nun bald über mich hinwegrollen wird und absolut nichts zurücklassen, was noch davon künden könnte, dass es mich jemals gegeben hat, desto besser bin ich in meiner Indolenz geworden. Das heißt nicht, dass ich abgestumpft bin. Im Gegenteil, meine Sinne funktionierten von Jahr zu Jahr besser. Daran haben auch die Tabletten nichts geändert, obwohl ich es manchmal ganz sicher furchtbar damit übertrieben habe. Es ist seltsam, aber mit jedem Organ, das erst seine Funktion verweigert und sich irgendwann ganz verabschiedet hat, mit jeder Muskelfaser, die schlaff wurde und meine Glieder in grotesk umherbaumelnde Tentakeln verwandelt hat, wurde meine Fähigkeit zur Wahrnehmung besser.

Keine Ahnung, wieviele Tage noch vergehen müssen, bis ich selbst Vergangenheit bin. So sehr viele nicht mehr. Aber es ist ein unglaublicher Reichtum, ein ungeheuerliches Geschenk, dass mir ausgerechnet das Bewusstsein geblieben ist und ich jede Sekunde meines Weges ins Grab bis zur Neige auskosten darf.

Schlimmer gehts immer

Mein-Herze-schwimmt-im-Blut

Mein Programm für die Karwoche. Der Kollege ist auf seinem Eselchen ja schon in der Stadt angekommen, und ich zimmere währenddessen das Kreuz, schmiede die Nägel und bereite schon mal alles vor für das große Blutbad.

[All das Hin und Her bitte ich übrigens zu entschuldigen. Das gilt auch für die Seltsamkeiten in der aktuellen Beobachtungskamera. Ich bin ja ebenso geizig wie arm und kann mir keinen Bezahlaccount leisten. Folglich werden in den nächsten Tagen sämtliche Bilderchen rüber zum Flickr geschaufelt. Das aber nur nebenbei.]

Dienstag, 6. Februar 2007

Sympathy for the Devil? Du mich auch, Erdwichser!

holmichderteufel

Aha. Dann wird es jetzt also bald soweit sein. War mir natürlich immer klar, dass irgendwann der Tag kommen würde, da mich der Teufel holt. Ehrlich gesagt warte ich ohnehin schon seit geraumer Zeit darauf.

Aber ein bisschen - nun ja - glamouröser, ein bisschen spektakulärer hätte ich mir das schon vorgestellt. Ich meine, schließlich bin ich ja auch in Vorleistung gegangen. Schließlich habe ich ja wirklich getan, was ich konnte, und durchaus mit heißem Bemühn. Und dann so eine Pleite. Was für eine Schande.

Ein Studierzimmer, ein Pentagramm, ein schwarzer Hund, ein paar Kerzen, ein bisschen Gestank, das wärs gewesen. Aber nein. War natürlich zu viel verlangt. Wie kann ich nur, eitler Geck, ich.

Bei mir meldet sich der Herr Satan also mit einem Kassenzettel aus der Norma an. So eine Scheiße.

Sonntag, 4. Februar 2007

...

ultraposse

Montag, 8. Januar 2007

Epiphanias

Ich weiß, ich bin spät dran. Aber wie soll das auch gehen, in so einem Winter, frage ich dich. Ist zu Dreikönig kein Winter, so kommt auch keiner dahinter, heißt es in einer dieser dämlichen Bauernregeln, nach denen schon lange kein Hahn mehr kräht. Aber was, wenn er sich tatsächlich auch nur verspätet hat, so wie ich?

Was, wenn all der Weihrauch nichts gebracht hätte, mir nicht und dir nicht, mit dem wir vorgestern unsere längst leergewohnten Behausungen versucht haben zu reinigen?

Was, wenn das Wilde Heer es sich schlicht und einfach anders überlegt hätte und einfach dieses Jahr eine Runde mehr dreht nach all dem Encore! Encore!, das die Idioten um uns herum zu plärren nicht müde werden?

Was, wenn ich die Tiere im Stall sprechen gehört hätte, vorgestern um Mitternacht? Wenn ich längst tot und ausgekühlt daläge, starr und so empfindungslos für deine Hände und Lippen, wie ich es zu Lebzeiten auch bisweilen gewesen bin?

.

Die Frage nach dem Sein.

Du bist nicht angemeldet.

Die Beobachtungskamera.

Bist äigschloufm oda...
Bist äigschloufm oda wos? Iwarawal homa in easchdn...
fuxbeck - 1. Jun, 18:33
Nur zu. Immer her mit...
Nur zu. Immer her mit den Kommentaren - selbst wenns...
rationalstürmer - 2. Mär, 21:43
Das mit der Glaubwürdigkeit...
Das mit der Glaubwürdigkeit ist ja eh so eine Sache....
rationalstürmer - 2. Mär, 21:41
Ich hab einen Magen-Darm-Dings,...
Ich hab einen Magen-Darm-Dings, da ist mir ein bisserl...
rationalstürmer - 2. Mär, 21:38
Hahaha, Herr Passenger...
Hahaha, Herr Passenger ... das mit den eigenen Überzeugungen...
rationalstürmer - 2. Mär, 21:36
ja du lieber mein vater
In meiner Erregung sehe ich mich veranlasst, hier -...
Pecas - 2. Mär, 20:47
Das Interview interschien...
Das Interview interschien ja wohl zeitgleich mit der...
stilhäschen - 2. Mär, 20:12
Ach, jetzt bist du plötzlich...
Ach, jetzt bist du plötzlich wieder hier. Da kennt...
St. Burnster - 2. Mär, 20:00
Triebtäter
Forcierte Penisverlängerung (pro Demagogen-Verfassungsdisse rtations-Plagiatseite...
Pecas - 2. Mär, 07:36
Um treffend Lump geziehen...
Um treffend Lump geziehen zu werden, ist der Mann fraglos...
Fellow Passenger - 2. Mär, 01:48

Die immer müßige Suche nach weiteren Wahrheiten

 ;




Die Heirats- und anderen eindeutigen Anträge nach wie vor bitteschön an
dasbesteausmeinemleben
ätt yahoo punkt de

Das böse kleine Kleingedruckte.

Keine Zielgruppe

Die schlimmen Bilder.

www.flickr.com
This is a Flickr badge showing public photos from Rationalstürmer. Make your own badge here.

Dass ich nicht lache.

Online seit 7246 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 1. Jun, 18:33

Die Mitschuldigen an dieser garstigen Sammlung von nachgemachtem Ausgekotzten.

powered by Antville powered by Helma

sorua enabled
xml version of this page
xml version of this topic

twoday.net AGB

Die Inquisition.

kostenloser Counter